Unterstützung einer Dorfschule
Gemeinde: El Salto
Provinz: Jinotega
Land: Nicaragua
Partner: Soppexcca/Jinotega
Unterstützung: 14947 Córdoba = 414 Euro im Kauf von Schulmaterialien wie Bücher, Landkarten und Lernfolien
In den ländlichen Gemeinden im Umland von Jinotega ist, wie in gesamten Nicaragua, der Großteil der lokalen Bevölkerung sehr jung. Über 55 Prozent Nicaraguas sind unter 25 Jahre alt, auf dem Land noch ein höherer Prozentsatz, doch gerade für diese Klientel fehlen soziale und kulturelle Angebote. Nicht selten prägen eine prekäre Arbeits- und Lebenslage, eingeschränkte Mobilität, Perspektivlosigkeit, intrafamiliäre Konflikte und Drogenmissbrauch das Leben der jungen Leute auf dem Land.
Eine Gemeinde, die besonders betroffen ist, heißt El Salto. Diese liegt in einem Naturschutzgebiet abseits der Hauptverbindungswege auf 1300 Meter Höhe. Die Gemeinde lebt, wie die gesamte Region, von der Landwirtschaft. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten, es ist hier sehr bergig, ist die Gemeinde mit ihren 190 Häusern und rund 1000 Einwohnern sehr weitläufig und verfügt über keinen klassischen Ortskern. Nur zwei Mal am Tag gibt es einen Bus in die Provinzhauptstadt Jinotega. Der Weg zur Landstraße nach Jinotega ist sehr schlecht und nur in der Trockenzeit befahrbar.
Seit vier Jahren verfügt die Gemeinde über Elektrizität. Die meisten Häuser und Hütten haben Wasseranschlüsse, welches aus den Bergen kommt. In El Salto gibt es jedoch keinen Sportplatz und keine Institutionen, die Freizeitarbeit anbieten sowie aufklärerisch und unterstützend für die Bevölkerung tätig sind. Das Fehlen von Angeboten und der gesellschaftlich weit verbreitete Konsum von Alkohol haben hier zu einem Problem von Alkoholmissbrauch, Gewalt und Kriminalität geführt. Allein in El Salto gibt es sieben illegale Verkaufsstellen von Alkohol, die billigen Schnaps, der halbe Liter für umgerechnet einen Euro, anbieten. Dabei ist El Salto eine der ärmsten Gemeinden in der Provinz.
In El Salto gibt es seit den 1980er Jahren eine Schule, die erst von der lokalen Bevölkerung organisiert und später in das staatliche System übernommen wurde. Früher bestand die Schule aus einem kleinen Holzhaus, mit der Zeit entstanden andere Häuser, 2010 erhielt die Schule ein Dach aus Zink und 2012 erfolgte durch eine spanische Organisation die Renovierung und Errichtung eines weiteren Steinhauses. Derzeit unterrichten sechs Lehrer die 177 Kinder in den verschiedenen Jahrgangsstufen.
Dabei zeigt sich in El Salto exemplarisch, wo die Probleme im Bildungssystem Nicaraguas liegen. Während in der ersten Klasse noch 61 Kinder, darunter 37 Mädchen, teilnehmen, sind es in der zweiten und dritten Klasse jeweils nur noch 37 Schüler und verringert sich die Zahl schließlich bis zur fünften Klasse auf 14 Teilnehmende und in der sechsten Klasse auf sieben an der Zahl, darunter 5 Mädchen. Schulunterbrechungen sind allgegenwärtig und haben oftmals mit ökonomischen Gründen, dem Schulweg oder dem fehlenden Interesse an Bildung von Kindern und Eltern zu tun.
Doch kann die Bildungssituation natürlich nicht isoliert von der Armut betrachtet werden. Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas. Besonders auf dem Land ist die Armut der Menschen sehr hoch. Auch wenn die Regierung sich bemüht, durch Reformen und Angebote die zumindest in vielen Gemeinden existierenden Grundschulen zu unterstützen, so sind die Lehrer chronisch unterbezahlt und fehlt es in den Schulen häufig an Ausstattung und Lernmaterialien.
Im Vergleich zu den anderen Ländern Zentralamerikas verdienen die 36.000 Grundschullehrer in Nicaragua trotz einer Erhöhung der Gehälter in diesem Jahr mit rund 155 Euro im Monat sehr wenig, während in im ebenfalls ärmlichen Nachbarland Honduras 350 Euro verdient werden. Dies und der Rückgang der Staatsausgaben für die Bildung auf 4,6 Prozent (2010) zeigen deutlich, dass die Bildung noch zu sehr vernachlässigt wird, obwohl Analphabetismus und das Fernbleiben von der Schule immer noch weit verbreitet sind.
Das Schulsystem in Nicaragua besteht aus der Vorschule, die nicht obligatorisch ist, sowie der sechsjährigen Grundschule (Primaria) und der fünfjährigen Sekundarschule (Secundaria). Der Abschluss des Abiturs berechtigt zum Besuch der Universität. Auf dem Land ist es wegen der in den fortgeschrittenen Jahrgangsstufen abnehmenden Schülerzahl üblich, mehrere Jahrgangsstufen in einer Klasse zusammenzufassen.
Auch wenn der Schulbesuch kostenlos ist und die Regierung mit einem Essensprogramm und kleinen Schulpaketen die Familien unterstützt, so besuchen, wie überall auf dem Land, nur wenige Schüler aus El Salto die Sekundarschule, die sich anderthalb Fußstunden weit entfernt im nächsten Ort befindet. Für einige gibt es Bildungsprogramme, wie zum Beispiel den Schulabschluss am Wochenende nachzuholen. Stipendien für Schüler sind jedoch noch eine Mangelware.
Durch meine Arbeit in den Gemeinden wie in El Salto bekam ich viel persönlichen Kontakt zu den Familien und Kindern. Nach einigen Gesprächen mit den Lehrern der Schule, Personen der Gemeinde und meinem Arbeitgeber Soppexcca entschlossen sich meine Familie und ich, die Schule zu unterstützen.
Da Kleingruppen für eine bessere Lernatmosphäre sorgen, in der Schule aber nicht genügend Bücher und Lernmaterialien vorhanden sind, haben wir zusätzlich für die verschiedenen Jahrgangsstufen Bücher und Material besorgt. Mit herzlichem Dank wurde die Spende entgegengenommen. Außerdem wurde eine weitere kleine Schule in San Antonio, ganz in der Nähe von El Salto, unterstützt.