Agua Bonita heißt auf Deutsch übersetzt „Schönes Wasser“. Dieser kleine Weiler wuchs mit der Ankunft der sich im Prozess der Wiedereingliederung befindlichen Guerilla zu einem Dorf mit hohem Interesse. Das Dorf befindet sich in der Gemeinde La Montañita in der südlichen Provinz Caquetá. Die Wiedereingliederungszone, auch territorialer Raum für Ausbildung und Wiedereingliederung (ETCR) hat den Namen des ehemaligen FARC-Kommandanten Héctor Ramírez bekommen.
Insgesamt gibt es in der Provinz Caquetá zwei Wiedereingliederungszonen. Die andere befindet sich weiter nördlich in dem Dorf Miravalle. Hier in Agua Bonita haben sich die ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer der 3., 14. und 15. Front der FARC demobilisiert. Nun werden die ungefähr 250 Personen auf das zivile Leben vorbereitet, erhalten eine Ausbildung und organisieren sich in ihrem neuen Zuhause.
Dazu haben sie zum Beispiel die Multiaktive Kooperative für gutes Leben und Frieden in Caquetá (COOMBUVIPAC) gegründet. Schließlich ist die Wiedereingliederung neben der politischen und juristischen, auch auf einer ökonomischen Säule aufgebaut. Mit diesem Projekt wollen die ehemaligen Guerillakämpferinnen und -Kämpfer ihr eigene Wirtschaftlichkeit sicherstellen und dem Land zeigen, dass es möglich ist, alternative Modelle und gerechte Produktionsbeziehungen zu entwickeln, von der die gesamte Gemeinschaft und lokale Bevölkerung profitiert.
Infrastruktur
Der ETCR wurde kollektiv aufgebaut. Die Materialien der Häuser wurden durch die Regierung gestellt, der Aufbau erfolgte vor allem durch die eigene Arbeitskraft. Die Häuser sind alle in der selben Leichtbauweise entstanden. Anschließend sind diese dann zur Verschönerung bemalt worden. Es ist ein bunter Ort voller Bilder, die dem Ort Leben geben. Jede Figur, jeder Strich, jede Farbe ist das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeit, die den Ort einladender gestaltet.
Bildung
Im Hinblick auf die Prozesse der Bildung, Kultur, Freizeit und Sport hat die ETCR Héctor Ramírez ein beachtliches Niveau erreicht. Während die eigene kolumbianische Regierung ihren Verpflichtungen nur schleppend nachkommt, gibt es vor allem internationale Unterstützung, wie zum Beispiel von den Vereinten Nationen oder der norwegischen Regierung. Über das nationale Ausbildungsprogramm SENA gab es Kurse und auch Kuba bot Stipendien an. Durch Gemeinschaftsarbeit entstand die Volksbibliothek Alfonso Cano und ein kleines Kulturhaus. Auch ein kleiner Sportplatz ist entstanden.
Produktive Projekte
Um den Aufbau der Kooperative zu erreichen, haben die ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer einen Teil ihres von der Regierung erhaltenen Übergangsgeldes zusammengelegt und erste sogenannte produktive Projekte geschaffen. Diese Projekte gibt es im Bereich der Fischzucht, in der Landwirtschaft und auch im kleinen Handel. Jeder arbeitet in der Kooperative völlig freiwillig. Alle Mitglieder teilen die Verantwortung für jedes der entwickelten Projekte mit definierten Rollen und spezifischen Verpflichtungen. Wir als Familienstiftung „Für den Süden- Stiftung der Familie Raschke“, aber auch andere Institutionen unterstützen diesen wichtigen Part der Wiedereingliederung.
Das Fischprojekt ist in seiner dritten Produktion. Es hat derzeit 4 Tanks, jeder mit einer durchschnittlichen Kapazität von 8000 kleinen Fischen. In der landwirtschaftlichen Produktion konzentriert man sich auf den Anbau von Ananas mit einer durchschnittlichen Produktion von 250 Tonnen, zusätzlich zu anderen Kulturen von Maniok, Bananen und Maracuja. Die Zone verfügt auch über Gärten zur Selbstversorgung und ein Projekt zur Förderung der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit durch die Zucht von kreolischen Hühnern in anliegenden Dörfern mit der dortigen Bevölkerung. Hier gibt es unsere finanzielle Unterstützung. Kommerzielle Handelsprojekte sind unter anderem eine Bäckerei, eine Zimmerei und die Herstellung von Schuhen.